Mut zu Europa
Unter dem Motto „Mut zu Europa – endlich handeln!“ befaßten sich die 43. Paneuropa-Tage der Paneuropa-Union Deutschland, die im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße vom 12. bis 14. Mai 2017 stattgefunden haben, mit den neuen Chancen, die sich der europäischen Einigung nach den französischen Präsidentenwahlen bieten.
Beim Duell von Emmanuel Macron gegen Marine Le Pen hat sich nach Ansicht des deutschen Paneuropa-Präsidenten Bernd Posselt europäischer Geist gegen nationalistischen Ungeist durchgesetzt.
Die wiederbelebte deutsch-französische Achse müsse aber aktiv und auf Augenhöhe die Zusammenarbeit mit den kleineren Staaten suchen, insbesondere denen in Mittel- und Osteuropa, sowie die supranationalen demokratischen Institutionen wieder zum Hauptträger der Europapolitik machen, weil bloße Regierungszusammenarbeit in einer Gemeinschaft der 27 nicht funktioniere.
Bei der festlichen Eröffnung machte Prof. Pavo Barišić, Wissenschafts- und Bildungsminister von Kroatien, deutlich, daß sich dieser jüngste EU-Mitgliedstaat als Motor und keinesfalls als Bremser der politischen Einigung Europas empfindet.
Der ehemalige Vizepräsident des Europäischen Parlamentes Libor Rouček von den tschechischen Sozialdemokraten führte den „Brexit“ genannten bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens auf die tägliche Hetze der euroskeptischen Murdoch-Presse im Vereinigten Königreich zurück.
Der internationale Präsident der Paneuropa-Union, Alain Terrenoire aus Paris, unterstrich, daß Europäer zu sein in keinem Mitgliedstaat der EU das Nationalgefühl aufgehoben habe. Richtig verstanden gehöre beides untrennbar zusammen.
Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer freute sich über die Gäste aus 17 Nationen, die ihn an die Menschenmengen erinnerten, die zum Hambacher Fest im Mai 1832 nach Neustadt gekommen seien.
Die anschließende Podiumsdiskussion widmete sich vornehmlich der Richtungsentscheidung Frankreichs vor rund einer Woche.
Wissenschafts- und Bildungsminister Pavo Barišić überbrachte die Grüße des neuen kroatischen Premierministers Andrej Plenković sowie seines Vizepremiers und Außenministers Davor Stier, die beide zum engeren Führungskreis der Paneuropa-Union gehörten und entschlossen seien, den Integrationsprozeß des Kontinents weiter voranzutreiben. Der kroatische Minister dankte der Paneuropa-Union Deutschland und ihrem Präsidenten Bernd Posselt für die Schlüsselrolle, die sie bei der Aufnahme Kroatiens in die EU gespielt hätten, und für die Klarheit, mit der sie jetzt auch die Stabilisierung jener südosteuropäischen Länder förderten, die noch nicht EU-Mitglied sind.
Viel Beifall erhielt der Präsident der neu gegründeten Paneuropa-Union Ukraine, der Professor an der Diplomatenakademie in Kiew Ihor Zhaloba, für seine scharfsichtige Analyse der weltpolitischen Entwicklung. Er schilderte die destabilisierende Wirkung, die von gewissen Putin-Verstehern in der EU und in den USA für sein Land ausgehe. Gleichzeitig führe Rußland nach wie vor Krieg in der Ostukraine.
Der 50. Todestag des ersten deutschen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, im April gab den Anlaß zur dritten großen Festrede. Paneuropa-Präsidiumsmitglied Benedikt Praxenthaler, ein Historiker, der sechs Jahre lang in der Adenauer-Gedenkstätte in Rhöndorf gewirkt hat, kritisierte, daß dieser bedeutendste europäische Staatsmann der Nachkriegszeit von der Forschung bislang viel zu sehr national und nicht europäisch betrachtet werde.
Werner Euskirchen als Landesvorsitzender der Paneuropa-Union Rheinland-Pfalz entführte die Anwesenden als „Kurier des Herzogs von Zweibrücken“ in die vom Haus Wittelsbach – das durch Prinz Wolfgang von Bayern bei den Paneuropa-Tagen vertreten war – geprägte Kulturgeschichte der Pfalz.
Höhepunkt einer von Werner Euskirchen gestalteten Busfahrt von Neustadt an der Weinstraße ins Zweibrücker Land waren die Übergabe der „Flamme des Heiligen Bonifatius“, des in Fulda beigesetzten Apostels der Deutschen, an seinen einstigen Weggefährten, den Heiligen Pirminius, in der neben dessen Grab errichteten katholischen Kirche von Hornbach mit seinem mittelalterlichen Kloster. Nach einem Empfang im Hornbacher Rathaus ging es auf den Spuren Stanisław Leszczyńskis und der Wittelsbacher ins ehemalige Residenzschloß von Zweibrücken, zu dessen nach türkischem Vorbild gestalteter Fasanerie und in die Zweibrücker Alexanderkirche, wo die Ahnen des späteren bayerischen Königshauses jahrhundertelang beigesetzt wurden.
Nach einem fröhlichen Abend im bayerischen Biergarten reisten die Gäste aus 17 Nationen zurück nach Neustadt, wo Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg am Sonntag Vormittag in der Marienkirche einen abschließenden Festgottesdienst zelebrierte.
- Programm (DE) (PDF)
- Pressemitteilung 1: Mehr-Haben-Wollen (DE) (PDF)
- Pressemitteilung 2: Europaparlament (DE) (PDF)
- Pressemitteilung 3: Deutsch-französische Achse (DE) (PDF)