Europäische Lösung der Flüchtlingsfrage
Die Hauptfrage des 45. Andechser Europatags, der am 12./13. März 2016 im Kloster Andechs stattgefunden ist, war: Willkommenskultur – oder Zäune an allen Grenzen?
Präsident der Paneuropa-Deutschland Bernd Posselt warnte vor „gewissenlosen Renationalisierern, die den Menschen mit der Idee eines umzäunten Nationalstaates Scheinsicherheit vorgaukeln und gleichzeitig dadurch echte Lösungen für den ganzen Kontinent verhindern".
Posselt behauptete, dass die EU gar nicht so zersplittert sei, wie immer wieder behauptet werde, sondern lediglich durch die nationalen Regierungen blockiert. Sowohl die Völker als auch die europäischen Institutionen wollten übereinstimmend eine Stabilisierung Afrikas und des Mittelmeerraumes, Friedensbemühungen in Syrien und im Nahen Osten, bessere Lebensbedingungen für Flüchtlinge in den an Syrien angrenzenden Nachbarstaaten sowie funktionsfähige Kontrollen und Registrierstellen an den EU-Außengrenzen. Jede dieser Aufgaben erfordere mehr und nicht weniger europäische Integration.
Stephan Baier, Orient- und Europaexperte der „Tagespost“, skizzierte die Entwicklung des Mittelmeerraumes vom Altertum bis zur Gegenwart. Das „mare mediterrano“ habe die Völker meist mehr verbunden als getrennt, während Wüsten wie die Sahara eher einen unüberwindlichen Charakter besessen hätten. Die EU müsse, wie dies Otto von Habsburg gefordert habe, zur „Supermacht des Friedens“ werden.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 ist nach Ansicht von Prof. Reinhard Meier-Walser, Akademiedirektor bei der Hanns-Seidel-Stiftung, keine neue Weltordnung entstanden wie vom damaligen US-Präsidenten George Bush angekündigt, sondern eine Welt-Unordnung.
Der Historiker Meinolf Arens vom Internationalen Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus ging auf die religiöse Dimension von Flucht, Vertreibung und Integration ein.
Der Prager Publizist, Biologe und Pädagoge Jaroslav Šonka verglich die Haltung der europäischen Gesellschaften gegenüber den Flüchtlingen aus Afrika und Arabien mit dem von Konrad Lorenz erforschten Revierverhalten von Dohlen.
Beim Bühnengespräch im Klostergasthof berichtete die Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der Stiftung „Wertebündnis Bayern“, Andrea Taubenböck, über diese von Ministerpräsident Horst Seehofer initiierte, europaweit einzigartige Einrichtung.
Zum christlichen Europatag im oberbayerischen Kloster Andechs waren 160 Gäste aus 14 Nationen auf Bayerns Heiligen Berg gekommen. Bischof Mihály Mayer aus dem südungarischen Pecs/Fünfkirchen zelebrierte die Messe zu Ehren des Heiligen Benedikt, des Patrons Europas, in der Wallfahrtskirche.
Das Podium zum Thema „Grenzen dicht? Freiheit, Sicherheit und Integration im Zeitalter der Flüchtlingskrise“ wurde von Moderator Franziskus Posselt, dem Bundesvorsitzenden der Paneuropa-Jugend, mit Überlegungen zur Bedeutung von Grenzen eingeleitet, auch mit Blick „auf die mehr als 10 000 Menschen, die sich in Idomenei aufhalten und warten, ob sie weiter nach Europa kommen können oder nicht.“ Grenzen bestimmten menschliche Leben, einerseits stünden sie für Trennung, Spaltung, Teilung, verursachten oft Streit, der schlimmstenfalls im Krieg ende; andererseits könnten sie auch einen Raum für Freiheit, Sicherheit und Stabilität schaffen.
- Programm (DE) (PDF)
- Pressemitteilung: 45. Andechser Europatag (DE) (PDF)